Die Frauen mit Rock und Hut, die Männer mit Krawatte, und geraucht wurde auch noch. Ging das immer so zu, an der Nannenschule in den 1980er Jahren? Nein, nur am letzten Tag des 7. Lehrgangs. Sechs Zeitzeugen erinnern sich, an aufregende, qualvolle, glückliche Momente ihrer Journalistenschulzeit.
Die Geburt der
Henri-Nannen-Schule
16 Jahre lang leitete Wolf Schneider die Journalistenschule, und er hat sie so geprägt, auch später noch, als er 20 weitere Jahre immer wieder als Dozent zurückkehrte, dass diese Lehrstätte eigentlich Wolf-Schneider-Schule heißen müsste. Doch Nannen war einer der wenigen Journalisten, die Schneider als Kollegen respektierte und wertschätzte – und so erinnert er sich gern an die gemeinsamen Gründerjahre.
Es geschah 1978, dass Henri Nannen, noch Chefredakteur des Stern, und Manfred Fischer, Vorstandsvorsitzender von Gruner+Jahr, die Idee ausheckten, eine Journalistenschule ins Leben zu rufen:
Das Geld haben wir, ein Zeichen setzen wollen wir; auch sollten wir versuchen, den Nachwuchs für unsere Zeitschriften selbst heranzubilden, statt ihn von fremden Redaktionen abwerben zu müssen. Vor allem aber wollen wir eine Ausbildung anbieten, die gründlicher und umfassender ist als in den Redaktionen und praxisnäher als an den Universitäten. Dr. Adrian Schickler, Vorstandsmitglied für Finanzen, übernahm die juristische und technische Vorbereitung; an Henri Nannen war es, den Schulleiter zu finden.
Nannen und ich hatten uns viereinhalb Jahre lang fruchtbar und fröhlich gestritten: ich erst als Chef vom Dienst unter ihm, dann als Verlagsleiter neben ihm. Und ich war zu haben: als Chefredakteur der Welt im Hause Springer kaltgestellt, nachdem ich einen deftigen Kommentar gegen den chilenischen Diktator Pinochet zum Druck freigegeben hatte, wohl wissend, dass Axel Springer Pinochet mochte (wie auch Franco, Salazar und die griechischen Obristen).
Nannen, Fischer und ich wurden uns rasch einig: Die Schule soll zum ersten eine Einübung in den real existierenden Journalismus vornehmen, damit die Schüler sich schon in ihrem ersten Praktikum mit nichts blamieren und sich über nichts wundern – anders also als jene deutsche Universität, die sich des Praxisbezugs ihres Journalismusstudiums rühmte, weil die Schüler nach 14 Monaten in die Praxis mussten; dort freilich erlitten sie einen Schock. Und was folgerte die Universität daraus – das Studium ändern? Nein: Magisterarbeiten über den Praxisschock schreiben lassen.
Zum zweiten aber sollte die Schule versuchen, einen besseren Journalismus als den großenteils praktizierten zu lehren – einen, der seine beiden königlichen Aufgaben erfüllen kann: die Bürger zu informieren und den Mächtigen auf die Finger zu sehen.
Zu dieser klaren Zielvorgabe traten zwei weitere Elemente, über die Nannen, Fischer und ich uns ohne Debatte einig waren: Als Dozenten werden ausschließlich praktizierende Journalisten eingesetzt, und die Schule ist eine Schule und keine Universität; es herrscht also Präsenzpflicht, der Schulleiter ist zugleich der Disziplinarvorgesetzte, und die Schüler haben Anspruch darauf, in ihren anderthalb Jahren alles zu lernen, was sich bei höchster Arbeitsintensität in anderthalb Jahren lehren lässt. Daraus folgte, dass mancher Schüler, frisch von der Universität gekommen, einen Schul-Schock erlitt – einen Praxisschock aber nicht einer.
Für die erste Auswahlprüfung im Dezember 1978 und für den 1. Lehrgang, der am 2. April 1979 begann, hatte Jürgen Frohner seine Erfahrungen und Stundenpläne als Leiter der seit 1949 erfolgreich tätigen Deutschen Journalistenschule in München zur Verfügung gestellt. Ich selbst hatte als Redakteur der Süddeutschen Zeitung (1956–1966) auch schon an ihr unterrichtet und dem Prüfungsgremium angehört.
Beim 1. Lehrgang – und nur bei ihm – hatte die Schule mit einem technischen Problem zu kämpfen: Erst nach einiger Mühe ließen sich genügend Plätze für das erste Praktikum finden, das nach guter alter Sitte in der Tageszeitung stattfinden sollte: Bei Gruner+Jahr erschien ja noch keine, die Schule war unerprobt, und was sollte das Zeitschriftenhaus vom Zeitungsjournalismus verstehen!
Schon beim 2. Lehrgang war das Zeitungspraktikum kein Engpass mehr: Die Redaktionen hatten die Praxisnähe und die Härte der Ausbildung honoriert; dabei wohl auch die Pflege der „Sekundärtugenden“, die Oskar Lafontaine verspottet hat, ohne die aber eine Zeitung nicht erscheinen kann: Verlässlichkeit auf die Minute und auf die Zeile.
1983, zu Henri Nannens 70. Geburtstag, wurde der Hamburger Journalistenschule der Ober- und Ehrentitel „Henri-Nannen-Schule“ verliehen. Dass Nannen dies als Ehrung verstand, war wiederum eine Ehre für die Schule. Ich legte 1995, kurz vor meinem 70. Geburtstag, nach 16 Jahren die Schulleitung nieder und gab sie weiter an Ingrid Kolb.
Im Gedenken an Wolf Schneider – ein Nachruf
Von Peter-Matthias Gaede (1. Lehrgang)
Wolf Schneider hat, gemeinsam mit Henri Nannen, die Schule gegründet, die zunächst Hamburger Journalistenschule hieß. Vor wenigen Tagen ist er im Alter von 97 Jahren gestorben. Peter-Matthias Gaede, einer von Schneiders ersten Schülern und späterer Chefredakteur von GEO, erinnert an einen Mann, den zu würdigen nur „unter Vermeidung überflüssiger und sinnfrei eingesetzter Adjektive“ gelingt
Die Nachricht von Wolf Schneiders Tod wird viele hundert Journalisten persönlich treffen. Denn sie hatten ihn als Lehrer. Und wer ihn als Lehrer hatte, vergisst ihn nicht mehr. Dafür war dieser Journalist (Neue Zeitung, AP, SZ, Stern, Welt), dafür war dieser Autor von Standardwerken zur Sprache („Wörter machen Leute“, „Deutsch für Profis“, „Unsere tägliche Desinformation“), dafür war dieser Sachbuchautor („Glück, was ist das?“, „Die Sieger“, „Große Verlierer“, „Der Mensch. Eine Karriere“), dafür war dieser Leiter der Journalistenschule von Gruner + Jahr mit jener Nachhaltigkeit ausgestattet, die nur sehr strengen Menschen zu eigen ist.
Wolf Schneider, er war ein gern attackierender Wörtersezierer, der jedwede Gnade etwa gegenüber später Intelligenz oder verträumter Berufsauffassung nicht vor Recht ergehen ließ. Umgekehrt: Recht ging ihm immer vor Gnade. Das Lebensrecht der Grammatik, der präzisen Formulierung, des eindeutigen Gedankens. Er verteidigte es gegen Labbrigkeiten aller Art so verbissen, als sei er im Krieg. Und im Krieg war er auch. Er befand sich zeitlebens im Krieg mit dem Kompromiss. Mit all den undurchdachten Formeln.
Er wollte Klarheit. Perfektes Handwerk statt gestammeltes Ideenkonglomerat. Deutsch mit Substanz statt Anglizismen ohne. Journalismus statt Marketing. Konkretion statt „Man müsste mal“. Recherche statt Behauptung. Spitze statt Glätte.
Wolf Schneider war die denkbar schärfste Antithese noch zum geringsten Hauch von Waldorfschule. Und noch bei der Laudatio auf sein Lebenswerk, für das er 2011 mit dem Nannen Preis geehrt wurde, im Jahr darauf gleich noch einmal vom „Medium Magazin“, achtete der Redner darauf, nicht zu kitschig zu werden. Obwohl Wolf Schneider für Lob durchaus empfänglich war, solange es nicht daherkam wie ein Erich-Fried-Gedicht.
Wer Wolf Schneider loben und gedenken will, tut das gefälligst knapp, hart, unter Vermeidung überflüssiger und/oder sinnfrei eingesetzter Adjektive. Es gibt den Verkäufer warmer Würstchen. Nicht aber, es sei denn, er gehöre einer ebenfalls akzeptierten sexuellen Orientierung an, den warmen Würstchenverkäufer. Mit solchen heute politisch inkorrekten Aussagen pflegte Wolf Schneider Jahrgang um Jahrgang von Journalistenschul-Aspiranten zu frappieren. Und dass es verquer sei, von einem elterlichen Haus zu sprechen, es sei das Elternhaus.
Aber da gab es ja weit mehr Orte, an denen er als Erziehungsberechtigter agierte, vor und nach der Journalistenschule, die er immerhin 16 Jahre leitete. Da waren die legendären Lehrwerke für alle, die ihre Kommata nicht mit der Schrotflinte in Manuskripte schießen wollten, da waren die substanziellen Belehrungen zu Menschheitsthemen in Buchform. Da waren die bleibenden Reportagen über Wendemarken der Weltgeschichte.
Und da waren die NDR-Talkshows mit ihm als Moderator, die er allein ihres Namens wegen hätte hassen müssen: diese Rede-Schauen, in denen gutes Deutsch selten zu den Primärtugenden der Beteiligten zählte. Da waren all die Lehraufträge an so gut wie jeder – nein: an jeder – nennenswerten Ausbildungsanstalt für Journalisten zwischen Hamburg und fast Haiti. Und da waren die ambitionierten Versuche, dem Management diverser Firmen den Irrglauben auszutreiben, die Verwendung englischer Begriffe aus dem Erste-Hilfe-Kästlein des Marketings verleihe Plattheiten tiefere Bedeutung – etwa, wenn aus einer Erkenntnis ein learning geworden war, aus einer ärmlichen Protokollnotiz ein leave behind.
Wie war er zu erleben, dieser Mann? Als Charakter aus Granit, als ein Purist und Reinlichkeitsfanatiker, als ein Überzeugungstäter, als ein nimmermüder Lehrmeister im Misstrauen gegenüber vermeintlichen Gewissheiten, als ein Feind des journalistischen Herdentriebs, als Bekämpfer undurchdachter Skandalisierungen. Als Stachelschwein im Wattezoo der Laberer.
Und immerhin hatte ja fast eine ganze Journalistengeneration diese Begegnung. Er hat geprägt. Er hat aberhunderte Menschen mit besten Vorsätzen in die Niederungen des real existierenden Journalismus entsandt, auf dass sie dort möglichst lange der Neigung widerstehen sollten, aus schierer Bequemlichkeit zum unpersönlichen man und zum schlechten Wetter zu greifen, wenn doch hinter jedem man eigentlich ein konkreter Täter zu identifizieren sein könnte, und schlechtes Wetter die verbale Hartz-4-Version von saukaltem Dauerregen bei Blitz und Donner ist.
Blähwörter und Flachdeutsch, quietschbunte Girlie-Vokabeln und Soziologenslang, Superlativ-Delirien und sprachliche Plumpssäcke, Sprechblümchen und Leideform, von Bergen grüßende Burgen und orangene Revolutionen, das Stattfinden und das Durchführen, der Bilderbuchwald, das Märchendorf, der Traumstrand – sie alle hatten, wie die finster schauenden Denkmäler, das hinterletzte Zimmer mit Aussicht und das nächste Objekt der Begierde in den Augen des Wolf Schneider ein Guantanamo-Erlebnis verdient. Ja, zu Recht. Denn es waren und sind ja diese Klischeefragmente und Formulierungen, welche die Verzweiflung auf dem Sklavenschiff der Redigierer Jahr für Jahr erhöhen. Und den Ruf nach Wolf Schneider nie werden verhallen lassen.
Denn auch wenn er mit dem Attribut des „Sprachpapstes“ belegt worden ist – es ging ihm ja längst nicht nur um Handwerk, er verlangte Distanz und Skepsis von den Journalisten. Er verlangte Wissen von ihnen. Allgemeinbildung. So empfahl er einem, der behauptete, diese könne man doch mittlerweile ähnlich leicht von Wikipedia beziehen, wie man eine Erdnuss knacke, dann doch lieber die ja auch sehr wertvolle Laufbahn eines Erdnussfarmers anzustreben. Und einem, der meinte, man könne sich Wissen heutzutage rasend schnell per Knopfdruck beschaffen, beschied er, noch schneller sei es, das Wissen im Kopf zu haben.
Weil: Einer muss sich anstrengen, war Wolf Schneiders Credo, der Journalist oder der Leser. Sein Vorschlag: Der Journalist sollte es sein.
Wolf Schneider stand für eine ungeheure Anstrengung. Natürlich hat er andere angestrengt. Aber wohl zuerst immer sich selbst. Eine gewisse Chuzpe war ihm dabei zu eigen, gewissermaßen der Kollateralgewinn des Tüchtigen. Er war eine Probe für jeden, der ihm begegnete: Wer ihn aushielt, wurde stärker. Und wer stark genug geworden war, auch durch ihn, der konnte dieses Gefühl genießen, diesen eigentlich unnahbaren Mann durchaus zu mögen. War er ein Konservativer, gar dabei, aus der Zeit zu fallen mit allen seinen Sekundärtugenden wie Fleiß, Aufmerksamkeit, Ordnung, Betragen? Mag sein, aber genau auch das machte ihn so wertvoll.
Im Alter von bald 88 Jahren entschied sich Wolf Schneider schließlich, in eine Art Vorruhestand zu gehen. Allerdings mit einem Buchvertrag über ein Werk von vielen hundert Seiten, woraus dann „Hottentottenstottertrottel“ wurde, eine Rückschau auf sein „langes, wunderliches Leben“. Aber erwähnte einer das Wort Ruhe in seinem Zusammenhang, huschte ein kleiner Schatten über sein Gesicht. Ruhe? Das war für Wolf Schneider eine dumme Ableitung von Entspannung.
Entspannen? Mochte er überhaupt nicht. Sein Wort blieb bis zuletzt: Spannung.
Und an diesen spannenden Menschen erinnern wir uns mit Hochachtung und Dankbarkeit. Es wird so einen wie ihn nicht mehr geben.
Der Kampf gegen die Übernahme
Über Ingrid Kolb, Schulleiterin 1995-2007. Von Andreas Wolfers.
Als 2003 der Hamburger Senat die Nannenschule in einen neuen, halbstaatlichen Medien-Campus integrieren wollte, organisierte Ingrid Kolb, langjährige Stern-Redakteurin und inzwischen Schulleiterin, einen erfolgreichen Abwehrkampf. Eine Erinnerung von Andreas Wolfers, ihrem Nachfolger.
Sanft im Tonfall, moderat und verbindlich in größerer Runde, herzlich im Zwiegespräch. Kritik charmant verpackt. Oft auf Ausgleich bedacht. Wo sie hintritt, wächst Gras. Ingrid Kolb eben.
Sie kann auch anders. Ihre Schüler wissen das, andere haben es erstmals im Herbst 2003 erlebt. Damals entbrannte ein Streit um die Henri-Nannen-Schule; genauer: um die Frage, wer und was hier künftig unterrichtet werden sollte. Der Konflikt zeigte die kämpferische, in Grundsatzfragen kompromisslose Ingrid Kolb. Die mit einer Beharrlichkeit, die für manche schon an Starrsinn grenzte, ihre Ziele verfolgte.
Anlass des Konflikts war die neue Hamburg Media School, ein Prestige-Projekt des Hamburger Senats. Eine Art „deutsches Harvard für Medienberufe“ sollte an der Elbe entstehen, hatte der Wissenschafts-Senator erklärt. Der Campus war 2003 üppig ausgestattet, der akademische Lehrplan aber mager. Weshalb die Leitung der Media School kurzerhand vorschlug, die Nannenschule in die neue Hochschule zu integrieren. Der Senat und Hamburgs große Verlagshäuser, die zum Förderverein der Media School gehörten, fanden die Idee einleuchtend. Und der G+J-Vorstand erklärte, das Begehren wohlwollend zu prüfen.
Ingrid Kolb hielt von den Plänen herzlich wenig. Und weil sie Diplomatie nicht für die erste Tugend einer Schulleiterin erachtet, sagte sie das auch laut. Acht Monate lang nutzte Ingrid Kolb Argumente, Tricks und Kontakte, um die Übernahmepläne des Senats auszuhebeln.
Als Schulleiterin plagte Kolb die Sorge, ein Anschluss an die Hochschule würde die Nannenschule akademisieren, mit credit points statt Praxisbezug. Als Journalistin plagte sie zudem, dass Nannenschüler dort in eine Welt geraten würden, die ihr, Kolb, zutiefst fremd war. In eine Fakultät, an der zum Beispiel Interview-Technik in die Lehreinheit „communication skills“ fiel und Redigieren in „Prozesse der Inhaltegestaltung“. Was für ein Schwachsinn!
Es war, grundsätzlich betrachtet, fast eine Art Kulturkampf geworden, bei dem Ingrid Kolb auch Wolf Schneider, von dem sie wesensmäßig allerhand trennt, uneingeschränkt hinter sich wusste. Als Wolf Schneider eine Pressemappe der Media School nach Mallorca gesandt bekam, hat er sie sogleich, wen wundert’s, redigiert; „pompöses Geschwafel“ vermerkte er mehrfach. Und in einem Brief nach Hamburg schrieb er: „ Ich erkläre diese Hochschule hiermit zum Objekt meiner Verachtung und werde das Äußerste tun, sie per korrekter Zitierung öffentlich zu verspotten.“
Ingrid Kolb würde so etwas nie tun. Und sie brauchte es auch nicht, die Sache lief mittlerweile gut für sie. Fast 100 Journalisten, darunter viele ehemalige Schüler, hatten Brandbriefe an den G+J-Vorstand geschrieben. Chefredakteure von G+J standen Ingrid Kolb zur Seite. Und als im April 2004 die Henri-Nannen-Schule im Hamburger Rathaus ihren 25. Geburtstag feierte, erntete Zeit-Herausgeber Michael Naumann bei seiner Festrede demonstrativen Applaus für den Appell, „diese einzigartige Lehrstätte unbedingt so zu erhalten, wie sie sich bewährt hat“.
Der Kolbsche Abwehrkampf war erfolgreich, die Stadt Hamburg erhielt keine Zugriffsrechte auf die Nannenschule. Drei Jahre später endete für Ingrid Kolb die Zeit als Schulleiterin. Neue digitale Formate und Technologien hatte sie in den Lehrplan eingebaut – und zugleich den Kern der Schule bewahrt: die Konzentration auf das journalistische Handwerk. Ohne credit points. Das Master-Studium Journalismus an der Media School, mit 6000 Euro Jahresgebühr, wurde 2011 eingestellt. Mangels Bewerber.
Ich habe einen Albtraum
Von Cordt Schnibben (3. Lehrgang, 1980-82): Rede zum HNS-Geburtstag
Zum 25. Geburtstag der Henri-Nannen-Schule gibt es 2004 einen Festakt im Hamburger Rathaus. Die Gäste lauschen würdevollen, staatstragenden Reden. Und der, nun ja, ungewöhnlichen Rede eines Absolventen.
Ich habe einen Albtraum. Es ist sechs Uhr morgens. Ich stehe am Fenster. Ich bin nackt. Im Zimmer ist es kalt. Es ist Winter. Die Wohnung hat keine Heizung, nur Kohleöfen.
Die Wohnung ist in Frankfurt, in der Teichstraße. Sie gehört einem Ehepaar. Ich bin der Untermieter. Ich bewohne ein Zimmer.
Es ist der 22. November 1981. Ich stehe am Fenster. Ich schaue auf die Straße. Ich warte auf ein gelbes Auto. In Hamburg haben sie mir gesagt, wenn ich die Prüfung bestanden hätte, käme die Zusage frühmorgens. Per Eilboten. Die Absage käme mit der normalen Post. Der Mann mit der hohen Stirn und dem fletschenden Lächeln hat mir nicht gesagt, was frühmorgens heißt. Sechs Uhr? Sieben Uhr? Acht Uhr?
Ich stehe am Fenster. Ich schaue auf die Straße. Ich warte auf ein gelbes Auto. Es ist neun Uhr. Ich ziehe mich an. Ich gehe zur Arbeit. Ich werde kein Journalist werden. Ich bin schon 29 Jahre alt. Ich bin zu alt. Ich muss Werbetexter bleiben.
Ich arbeite in einer Frankfurter Werbeagentur. Ich schreibe Anzeigen für Duschdas. Für Ferrero Küsschen. Für Hansamed Wunddesinfektionsspray.
Im Jahr darauf gewinne ich den ersten „Goldenen Löwen“ bei den Werbefestspielen in Cannes. Ich werde Kreativ-Direktor. Ich schlafe mit ganz vielen Grafikerinnen. Ich gewinne den nächsten Löwen. Ich fahre einen Jaguar. Ich fliege in die Karibik. Dreharbeiten. Für Baccardi. Ich schlafe mit ganz vielen Models.
Die Head-Hunter sind hinter mir her. Ich werde International Group Head. Bei Young & Rubicam. In Los Angeles. Ich lebe in Kalifornien. Ich drehe Werbespots. Für Coca-Cola. Für Oil of Olaz. Ich treffe Cameron Diaz. Ich schreibe ein Drehbuch für sie. Sie heiratet mich. Ich bekomme den „Oscar“. Ich bin reich. Ich nehme Kokain. Mir geht es gut. Die Sonne scheint. Ich schlafe mit ganz vielen Journalistinnen.
Ich schreibe meinen ersten Roman. Er wird in zwanzig Sprachen übersetzt. Ich schreibe meinen zweiten Roman. Er wird in dreißig Sprachen übersetzt. Ich bekomme den Nobelpreis. Ich bin unglaublich reich. Ich kaufe den „Spiegel“. Ich kaufe die „Zeit“. Ich soll Bürgermeister von Hamburg werden.
Es klingelt. Ich schaue aus dem Fenster. Vor der Tür steht ein Postbote. Es ist 7 Uhr 39. Er schwenkt einen Eilbrief. Ich hasse Sie, Wolf Schneider. Was für ein schönes Leben hätte ich haben können. Schließt alle Journalistenschulen.
Der erste Schultag
Von Rafaela von Bredow (18. Lehrgang, 1994-95)
Eine Absolventin erinnert sich, wie unsicher sie sich zu Beginn der Schulzeit fühlte, wie klein zwischen all den erfahrungsreichen Mitschülern. Sie ahnt nicht, dass sie mit dieser Verzagtheit keineswegs allein ist.
Es war entsetzlich. Eigentlich hatte dieser Tag einer der schönsten in meinem Leben werden sollen. Nun hockte ich da, im Kreis meiner neuen Mitschüler, und versuchte, stolz und glücklich zu lächeln, bis mir die Mundwinkel schmerzten. Es sollte keiner sehen, wie winzig ich mich fühlte.
Wie um Himmels willen hatte ich mich nur dazu versteigen können, Journalistin werden zu wollen? Wer war ich schon neben diesem Mann, der schon Jahre den Mächtigen der Stadt Neumünster auf die Finger gesehen hatte? Im Vergleich zu diesem Radio-Profi, der bereits Beiträge (auf Französisch!) für Radio France produziert hatte! Einer hatte sogar schon ein Buch geschrieben! Noch nicht mal die Jüngste war ich. Kein Trost, nirgends.
Zurück konnte ich nicht. Schaudernd erinnerte ich mich daran, wie es war, im Biologie-Studium mit einer Kanüle Löcher in Mottenlarven zu stechen und gelbes Blut aus ihnen herauszuquetschen, um sie dann als leblose Läppchen ins Würmer-Massengrab zu werfen. Kurzzeitig erwog ich meine Position auf dem Heiratsmarkt, um dann festzustellen, dass auch dieser Gedanke leichte Übelkeit erzeugte. Zurück zu Mama und Papa? Regressive Fluchttendenzen, schalt ich mich. Es gab also keine Wahl – ich blieb.
Viel, viel später erzählte mir der Profi-Redakteur aus Neumünster, er sei sich damals „mies und ungebildet“ vorgekommen. Die Radio-Frau sagte, ihr erster Gedanke war: „Hier bin ich falsch“. Der Buchautor schließlich hatte sich „gefühlt wie ein Gejagter“. Die Welt war wieder heil.
Zwischen Schreibqual und Klassenparty
Von Khuê Pham (32. Lehrgang, 2009-10)
Man feilt endlos an den eigenen Texten, kritisiert schonungslos die der Mitschüler, gewöhnt sich an Kaffeedienst und Klassenpartys, und wenn all das endet, vermisst man sogar die nervende Schulklingel.
Neun Uhr abends, wir sitzen immer noch in der Schule. Haben ja nichts Besseres zu tun als zu arbeiten, wir Nannenschüler. „Kannst du mal gegenlesen?“, frage ich meinen Bürokollegen und gebe ihm einen Text. Ist ja klar, was jetzt kommt: Kritik, Kritik, Kritik.
„Ich finde ‚donnern‘ zu lautmalerisch in diesem Satz…“, sagt er. Was würde ich nur ohne meine Mitschüler tun? Wahrscheinlich glauben, ich könnte schreiben.
Seit einem Jahr bin ich an der Hamburger Journalistenschule. Eigentlich wollte ich nur lernen, wie man einen guten Text schreibt. Jetzt bin ich ein Nannenkind mit 19 neuen Geschwistern (den Mitschülern), einem Ziehvater (dem Schulleiter) und knapp 600 Verwandten (meinen Vorgängern). Ihre Bilder hängen in einer Ahnengalerie im Schulflur, darunter stehen Namen, von denen ich viele täglich in der Zeitung lese.
Seit dem Lehrgangsstart an der Henri-Nannen-Schule habe ich ein neues Lebensmotto: Qualität kommt von Qual. Es stammt vom ersten Leiter unserer Schule, Wolf Schneider. Nannenschüler, predigte er uns bei einem Kurzbesuch, schreiben auf die Zeile genau, kommen immer pünktlich und werden nie krank. Sie vermeiden Sprachmüll, wissen Tatsache von Mutmaßung zu trennen, und verfassen sie eine Reportage, haben sie ein cineastisches Faible: Dann gilt es nämlich, das „Kino im Kopf“ anzukurbeln.
Wir haben aber auch Spaß. Zum Beispiel, wenn wir Videos anschauen, die wir im Multimedia-Seminar produziert haben. Oder wenn wir Klassenpartys schmeißen und zu YouTube-Videos abrocken. Wir verstehen uns ziemlich gut, wir 20 Geschwister.
Nur die Verlagskrise vermiest uns die Laune. Es ist nicht gerade aufmunternd, eine journalistische Ausbildung zu machen und immer wieder zu hören, dass Stellen gestrichen und Redaktionen verkleinert werden. Aber wir sind halbwegs optimistisch. Was bleibt uns auch anderes übrig?
Ende Juni 2010 verlassen wir den Schoß der Schule. Dann ist Schluss mit Kaffeedienst, Rundmails und Mittagessen in der Gruner+Jahr-Kantine. Wahrscheinlich wird mir sogar die blöde Pausenklingel fehlen. Schon komisch, was die Nannenschule aus einem macht.
Mein Gott, dieses Auswahlverfahren!
Von Stefanie Pichlmair (37. Lehrgang, 2016-17)
Sie lernt Listen auswendig, von Außenministern, Flussnamen, Beautybloggerinnen. Sie sieht zu, wie ein Schlachter ein Rind köpft und schreibt darüber. Sie sammelt Fotos für den Bildertest. Sie fühlt sich gut vorbereitet. Doch dann kommt das Auswahlgespräch.
Eigentlich sollte ich erst im Mai 2016 von der Nannenschule hören, so hatten sie es beim Auswahlwochenende gesagt. Deshalb wunderte ich mich über die Mail im Posteingang, es war ja noch April. Ich öffnete sie. „Liebe Frau Pichlmair, Sie haben es geschafft…“. Und schloss sie wieder. Googelte den Absender. Ich dachte an einen üblen Scherz, an Spam, an alles. Aber nicht an eine Zusage.
Denn als ich einige Monate zuvor überlegt hatte, mich an der Nannenschule zu bewerben, und die Schule und deren Absolventen googelte, war klar: An die Nannenschule schaffen es nur Überflieger. Absolventen von Pariser Eliteunis, 20-jährige Buchautoren. Interessante Menschen mit interessanten Hobbys, Rugbyspielerinnen oder so.
Ich war nicht sonderlich interessant, schon gar kein Überflieger. Ich hatte ein okayes Abi, ein okayes Germanistikstudium und eine okaye Mitgliedschaft im Fitnessstudio …
Nicht so okay war:
- Ich hatte keine journalistische Erfahrung
- Es war mir egal, wer aktuell Außenminister war
- Ich googelte Fragen wie: Lebt Henri Nannen noch?
- Nur eine von 32 Fragen beim Online-Wissenstest der Nannenschule konnte ich richtig beantworten und das war eine Frage nach den Jurymitgliedern bei Voice of Germany
- Danach googelte ich: Geld verdienen ohne besondere Talente
Da saß ich also vor meinem Laptop, an einem Tag im Januar 2016, und begrub Träume, die ich noch nicht einmal richtig geträumt hatte. Dazu schaute ich Katzenvideos. Ich sah einer Katze zu, wie sie auf einer Kühlerhaube saß und den Scheibenwischer ansprang, jedes Mal, wenn er wischte. Ich sah zwei kleinen Katzen zu, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen und einer großen dicken, die zu fett war für die Katzenklappe und heulend davor saß. Genau so fühlte ich mich. Die verhinderte Journalistin vor der Katzenklappe. Diese Katzen können überhaupt nichts. Genau wie ich, dachte ich mir. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und mir: Sie versuchten es trotzdem. Also meldete ich mich für das Bewerbungsverfahren an.
Zwei Texte sollte ich nun schreiben, eine Reportage zum Thema „Mutprobe“ und einen Kommentar. Für beides hatte ich drei Wochen Zeit. Die erste Woche verbrachte ich damit, mir Mut zuzureden. Dabei schaute ich Katzenvideos. Über die dicke Katze vor der Klappe konnte ich mittlerweile lachen. In der zweiten Woche recherchierte ich. Gerne hätte ich einen Assistenzarzt begleitet, der zum ersten Mal ein Organ transplantiert. Ich habe keinen Assistenzarzt gefunden, der in diesem Zeitraum – nämlich innerhalb der nächsten drei Tage, mehr Zeit hatte ich ja nicht – irgendwo in Deutschland ein Organ entnommen hätte. In Frankfurt hätte ich immerhin einen Studenten in eine Anatomievorlesung begleiten können.
Gegen Ende der zweiten Woche hatte ich noch immer keine Geschichte. Also ging ich zum Schlachter. Er köpfte ein Rind und ich schrieb darüber. Drei Tage vor Fristende schickte ich meine Unterlagen ab.
Wenn alles gut lief, würde ich zur Aufnahmeprüfung der Henri-Nannen-Schule in Hamburg eingeladen, dort müsste ich eine weitere Reportage und eine Nachrichtenübung schreiben, zusätzlich etwa 20 Personen aus dem öffentlichen Leben auf Bildern erkennen und benennen müssen (Außenminister!), einen Wissenstest bestehen mit Fragen wie: Welche Metropole wurde 1099 eingenommen? Und von wem? Außerdem müsste ich mich einer zwölfköpfigen Auswahlkommission stellen.
Doch bis dahin musste ich alles aufholen, was ich bislang verpasst hatte: wie der Außenminister heißt zum Beispiel. Ich habe alle Tagesschauen von 2015 und 2016 runtergeladen und hintereinander weg angeschaut, wichtiges auf großen Plakaten notiert und sie an die Wand gehängt. Mein Zimmer sah damals aus wie der Schuppen von John Nash in „A Beautiful Mind“. Las ich von Personen aus dem öffentlichen Leben, die ich nicht zuordnen konnte, habe ich ein Foto der Person ausgedruckt und nach Kategorien geordnet in ein Fotoalbum geklebt. Die Altemänneralben (Außenminister! Aber auch ehemalige FIFA-Präsidenten, DSDS-Gewinner und tote Kanzler) und die Jungefrauenalben (Beautybloggerinnen, Tagesschausprecherinnen und Tennisspielerinnen) hatten DIN A5 Format, praktisch für Bahnfahrten.
Einmal saß mir eine alte Dame gegenüber. Die ganze Fahrt über redeten wir kein Wort. Sie schaute aus dem Fenster und ich blätterte in meinem Fotoalbum mit Porträtaufnahmen alter Männer. Kurz vor dem Münchner Hauptbahnhof fragte sie mich, ob ich mich schon für einen Mann entschieden hätte. Ich fragte nach, was genau sie meinte. Die Fotos hätte ich doch bestimmt über eine Kontaktanzeige bekommen, sagte sie. Und riet mir, eher einen etwas jüngeren Mann zu heiraten. Ich sei doch zu jung für die alle, sagte sie und tippte dabei auf ein Foto von Rainer Langhans.
Ich habe mir außerdem das Taschenhirn besorgt, ein Buch, das nur aus Listen besteht. James-Bond-Darsteller, Weinreben, längste Flüsse Europas. Die Listen gibt es auch online, einfach mal schauen unter taschenhirn.de. Ähnliche solcher Allgemeinbildungs-bücher gibt es auch von Duden oder Brockhaus.
Die Tage während meiner Vorbereitungszeit waren lang. Aber anders als in der Schule machte es mir nichts aus, stundenlang über Listen zu sitzen – ich wusste ja genau, wofür ich es tat. Lernen, lesen, Bilder anschauen. An einem dieser langen Tage kam dann eine Email aus Hamburg: Einladung zur Finalrunde. Yeah! 66 Finalisten würden wir sein, 16 von uns bekommen anschließend einen Platz.
Los ging der erste Testtag um 8 Uhr am Gruner & Jahr -Gebäude direkt am Hafen, Ausweiskontrolle inklusive. Auf jedem Einzeltisch lag ein Namenskärtchen, ein Notizblock, ein Stift und der Schulleiter Andreas Wolfers hielt eine Rede, dann wurde der Wissenstest ausgeteilt. Das Ganze fühlte sich ein bisschen an wie Abitur.
Für die Reportage fuhren wir anschließend zum Messegelände, dort fand der Hamburg-Marathon statt und wir sollten eine Geschichte von der Zielgeraden einfangen. Ich begleitete eine junge Mutter mit ihrem einjährigen Sohn. Dessen Vater lief beim Marathon mit. Das hat der Kleine allerdings nicht verstanden, er weinte, weil sein Papa nicht anhielt, um ihn hochzuheben. Also ging ich mit der Mutter und dem verrotzten Kleinen zum Treffpunkt mit Papa. Das war eine sehr leise, absolut banale Geschichte. Ein Beweis dafür, dass es nicht das investigative Glanzstück sein muss.
Bildertest und Nachrichtenübung liefen danach noch so im Hintergrund ab, mich konnte nicht mehr viel schocken.
Nicht so cool war ich am nächsten Tag beim Auswahlgespräch. Es fand in der Nannenschule statt. Schon das Treppenhaus roch klug und nach Journalistenpreisen. Ich war nervös und als ich zusammen mit zwei weiteren Bewerbern vor der Jury saß, war mein einziger Gedanke: Wann hören meine Hände auf zu zittern? In der Jury saßen der Schulleiter Andreas Wolfers, Cordt Schnibben vom Spiegel , Stefan Plöchinger von SZ Online und andere Journalisten, darunter auch ehemalige Nannenschüler. Eine halbe Stunde saßen wir vor der Jury und die reichte Stefan Plöchinger, um eine Lücke in meinem Lebenslauf zu entdecken.
„Wollen Sie uns etwas sagen, Frau Pichlmair?“, fragt er. Oh Gott. Was hat er entdeckt? Peinliche Fotos? Hat er meine Cloud gehackt? Hat er das mit dem nicht bestandenen Cambridge-Test rausgefunden? „Was haben Sie in dem Jahr zwischen Abi und Studium so getrieben?“, fragt er nochmal nach. „Ich war in Vietnam“, sagte ich. So stand das auch in meinem Lebenslauf. Und es stimmte. „Ein Jahr lang?“ fragte er. „Nein, 3 Monate,“ sagte ich.
„Und den Rest des Jahres?“ fragte er.
Ich hatte gekellnert, um Geld für die Reise zu verdienen und das nicht unter Arbeitserfahrung in den Lebenslauf geschrieben, weil ich wohl schlampig war und nicht daran gedacht hatte. So habe ich es ihm gesagt. Doch ab dem Moment wusste ich, es war vorbei, ich hatte verloren. Lücke im Lebenslauf? Anfängerfehler. Im Flieger zurück nach München saß ich auf 33 A und heulte.
Die Reportage unoriginell, das Auswahlgespräch verkackt. Ich hatte versagt. Also stürzte ich mich in ein Praktikum bei der Süddeutschen Zeitung. Die Kollegen dort hatten mich belächelt, als ich am ersten Tag auf die Frage: Was hast du denn bisher schon geschrieben, antwortete: „Nichts“, und auf die Frage: „Was hast du in Zukunft so vor?“ antwortete: „Ich hab mich an der Nannenschule beworben.“
Doch dann kam dieser heiße Tag im April. „Liebe Frau Pichlmair, Sie haben es geschafft…“. Ich saß gerade in der Redaktion und arbeitete an einem Artikel über ein Hunderennen. Die Nannenschule. Ich war mehr geschockt als glücklich, trank mit den Redakteuren einen Schnaps, packte meine Sachen und ging. Mittlerweile bin ich seit einem Jahr an der Journalistenschule und habe immer häufiger das Gefühl, nicht komplett zufällig dort hin geraten zu sein.
Vor meiner Bewerbung an der Nannenschule hatte ich kein Praktikum und keine Ahnung (Außenminister!) und bewarb mich trotzdem. Daher ein Hinweis von Herzen an alle Zögerlichen: Auf die Nannenschule schaffen es auch ganz normale Menschen.