Kondolenzbuch

Wolf Schneider

Der Tod von Wolf Schneider hat große Anteilnahme ausgelöst. Schülerinnen und Schüler, Weggefährten, Freunde haben vielfältige Erinnerungen an den langjährigen Leiter der Henri-Nannen-Schule. Dieses virtuelle Kondolenzbuch lädt ein, sie zu teilen. Die Einträge erfolgen hier.

Lieber Herr Schneider!
Es mag unsinnig erscheinen, Ihnen zu schreiben, wenn es doch nur alle anderen lesen können. Und doch: Sie werden immer mein Leser bleiben, wenn auch zum Glück nicht mehr mein einziger. Dieses Wissen macht die Qual zum Vergnügen. Es macht meine Arbeit besser und meine Kritik gnadenloser. Das mag pathetisch klingen, doch ich hoffe, dass Sie es mir dieses Mal verzeihen.

Ich denke mit Stolz, Demut und Freude zurück an meine, unsere, Zeit in der alten Villa und an unsere Begegnung in der Bar des Dom-Hotels in Köln. Und ich verneige mich in Dankbarkeit vor dem Mann, der mein Lehrer war. Glücklich, wer so einen hatte. Er bleibt für immer.

– Matthias Wurms, 13. Lehrgang

Großen Dank für energiegeladenen Unterricht, Brot und Bier sowie den ganzen Rest.

– Jörg Meyerhoff, 14. Lehrgang

Einer der ganz Großen! Der Papst der Deutschen Sprache! Ein General, der seinen Soldat*innen den letzten (Wort-) Schliff verpasst hat. Ohne ihn fehlt bei der Ausbildung in der Henri-Nannen-Schule ein Stück. Aber irgendwo im Jenseits macht er weiter, findet zu viele Adjektive in Sätzen und redigiert mit seinen drei verschiedenen Stiftfarben. Eine tröstliche Vorstellung.

– Ulrike Beseke, 22. Lehrgang

Unter meinen Übungs-Nachruf auf den damals noch sehr lebendigen Außenminister und Vielflieger Hans Dietrich Genscher, den ich mit dem Satz begann „Heute hier, morgen fort – Hans Dietrich Genscher war eigentlich immer unterwegs“ schrieb er mir: „Meister, das ist mir zu flapsig am offenen Grab“. Recht hatte er, wie fast immer bei seinen Kommentaren unter meinen Texten. Wobei es mir schwer fällt, im Imperfekt über ihn zu schreiben – er ist und bleibt in meinem beruflichen Leben eine viel zu präsente Figur.

Was mich dabei am meisten geprägt hat war sein unermüdliches Streben, dem journalistischen Nachwuchs gescheites Handwerkszeug beizubringen. Mit der Gründung unserer RTL-Journalistenschule vor über 20 Jahren habe ich versucht ihm ein wenig nachzueifern. Das hat ihm, glaube ich, ein wenig geschmeichelt. Verdientermaßen. Wolf Schneider ist nicht fort, er ist weiter hier.

– Peter Kloeppel, 4. Lehrgang

Danke, Wolf Schneider, für das von Ihnen gelegte Fundament, auf dem ich immer sicher stehen konnte: Die Liebe zur Sprache, den Anspruch, stets handwerklich sauber damit umzugehen und den Ansporn, etwas Kunstvolles zumindest zu versuchen. Danke für all die von Ihnen ausgebildeten Menschen, denen das immer wieder gelingt.

– Kirsten Segler, geb. Thieme, 17. Lehrgang

Selbst wenn er sich nicht mehr aus dem Süden meldet, er schaut weiter bei jedem Text über die Schulter.

Nicht vergessen: Die Beisetzung ist um 13.00 Uhr. Und nicht etwa um 13.02 Uhr oder gar um 13.05 Uhr.

– Markus Wacket, 16. Lehrgang

Danke!

– Holger Ehling, 12. Lehrgang

Hinter dieser Leidenschaft für die feinsten Verästelungen der Sprache war eine gewisse Menschenscheu zu spüren und noch weiter darunter versteckt: ein großes Mitgefühl. Für die Schwächen anderer – weniger für seine eigenen. Das hat mich damals sehr berührt. Kommen Sie gut rüber, lieber Wolf Schneider. Danke!

– Lisa Ortgies, 17. Lehrgang

„Sie wissen schon, dass der Unterricht vor 12 Minuten begonnen hat?“ Der Tonfall seiner Stimme tadelt… „Was haben Sie studiert? Germanistik, Spanisch, Publizistik?“ Augenrollen… Wolf Schneider hatte mich vom ersten Tag des Lehrgangs im Blick. Kritisch. Zu Recht. Was ich zu Papier brachte, verfärbte sich unter seiner Korrektur, ertrank in Frage- und Ausrufezeichen. Ausweise seines Einsatzes und seiner Mühe – gegen mein Unvermögen, meine Nachlässigkeit.

Wann immer ich einen Text verfasse – er schaut mir über die Schulter, ermahnt, ermuntert und bestärkt mich. Seit nunmehr 30 Jahren. Daran wird sich nichts ändern. Dass ich den Beruf des Journalisten noch immer mit Freude, Hingabe und Leidenschaft ausübe und mit seinem Ertrag meine Familie ernähren kann, dafür hat mir Wolf Schneider so viel gegeben. DANKE!

– Oliver Schmid, 14. Lehrgang

Lieber Wolf Schneider, es war einer dieser Tage in der Fontenayallee, der wie üblich mit der Blätterwaldkritik begann. Eine verrutschte Überschrift in der FR, eine holpernde Bildzeile im Hamburger Abendblatt – keiner der Verstöße gegen das Deutsch für Profis entging dem Wolfsblick, von inhaltlichem Unfug mal ganz zu schweigen.

Aber an diesem Morgen bot die Lektüre eine spezielle Delikatesse. Ich weiß nicht mehr, welche Rechnung Sie mit dem einstigen Verleger der Zeitung offen hatten, für die ich später über das Bonner und Berliner Weltgeschehen schreiben sollte. Doch das Epitaph, das Sie ihm widmeten, habe ich mir gemerkt: „Der gestern zu Recht verstorbene Franz Karl Maier …“

Es war, natürlich, nicht todernst gemeint. Denn Sie waren ein großer Spötter und scharfzüngiger Kritiker. Aber hinter der harten Kante steckte ein fürsorglicher Mensch, der Rat und Hilfe gab, wenn es Not tat. Ich weiß, wovon ich rede. Bei mir tat es sehr dringend Not nach drei Wochen Nachrichtenübungen, in denen ich nie über den ersten Satz hinauskam. Dass mein Journalistenleben damals nicht abrupt endete, verdanke ich Ihnen.

Und so vieles mehr – Genauigkeit, Skrupel, die Chance zu lernen und den vielleicht wichtigsten Satz: „Wenn ein Leser Ihren Artikel nicht versteht, dann ist das nicht seine Schuld!“ Dass Sie jetzt gehen mussten – es fühlt sich ein wenig wie Unrecht an. Danke, Wolf Schneider.

– Robert Birnbam, 4. Lehrgang

Wenn ich eins von Wolf Schneider verinnerlicht habe, dann ist es, nicht zu viele Worte zu verlieren. In diesem Sinne konzentriere ich mich auf das Wesentliche: Danke. Was ich lernen durfte, bleibt.

– Christine Dohler, 31. Lehrgang

Er spielte in meinem Leben selbst dann eine Rolle, wenn ich keine Texte schrieb. Meiner Familie waren nämlich schon vor Jahren einige Manuskripte aus meiner Zeit in der Journalistenschule in die Hände gefallen. Mit den unvermeidlichen Anmerkungen von Wolf Schneider. Die bekam ich seither immer wieder zu hören. Die meiner Frau liebste Randnotiz lautete: „Sie schwafeln, Mann!“

In meinem Leben vor dem 2. Lehrgang habe ich das Abitur an einer Schule gemacht, die an den Film „Feuerzangenbowle“ erinnerte. Das überlebt zu haben, hat mich auch für die Journalistenschule gestärkt. Und so schreibe ich noch heute, nicht bloß bei journalistischen Texten, sondern sogar bei äußerst privaten, als würde ich sie vor der Veröffentlichung oder dem Abschicken Wolf Schneider vorlegen müssen.

Wenn ein Mensch auf ein Leben einen so großen Einfluss nehmen kann – oder konnte – , muss er selbst ein Großer gewesen sein. Inzwischen habe ich die bei unseren Begegnungen entstandenen narzisstischen Kränkungen vergessen und bin nur noch dankbar dafür, in seine Schule gegangen zu sein. Lehrmeister, nicht Sprachpapst schien mir stets das richtige, leicht altmodische Wort für ihn zu sein.

Mögen Sie in Frieden ruhen, wo auch immer das sein mag, Herr Schneider.

– Hans-Hermann Klare, 2. Lehrgang

Ein großartiger Journalist, ein hervorragender Lehrer, ein extrem unterhaltsamer Zeitgenosse und ein echter Gentleman – in dieser Kombination einmalig!

– Christiane Röhrbein, 7. Lehrgang

Lieber Wolf Schneider, ich bin sicher: Sie sind Überlebender Ihres eigenen Todes. Und deswegen rufe ich Ihnen nach: Kein Lehrer hat mir mehr beigebracht als Sie! Ich sage Dankeschön…

– Karl-Walter Freitag, 4. Lehrgang

Danke, lieber Wolf Schneider! Für alles, was Sie mich für meinen Beruf gelehrt haben, der meine Berufung ist. Danke, dass Sie mich angenommen haben, obwohl ich eine sehr freche Antwort gab im Auswahlgespräch – von der ich im nächsten Moment dachte, das war´s. Jetzt habe ich´s vermasselt.

Danke, dass Sie als Schüler Typen mit Ecken und Kanten auswählten, in meinem Lehrgang war ich nur so umzingelt von Individualisten. Jedenfalls titulierten sie uns als den lebhaftesten Lehrgang, den sie hatten. Danke, dass Sie uns stählten fürs Redaktionsleben und etwas vorbereiteten auf die Haifischbecken. Auf die unerbittliche Disziplin und Leistungsbereitschaft, die man da braucht.
Danke, dass ich Ihre Grandseigneur-Seite kennenlernen durfte, als Sie am hellichten Tag im Flughafenbistro eine kleine Flasche Champagner bestellten – welche eine Ehre für eine Schülerin. Danke aber vor allem, dass Sie es tolerierten, als ich meinen Corgi im Häuschen in der Fontenay-Allee eingeschmuggelt hatte und dem Sie in die Augen schauten, als Sie die Treppe hoch kamen zu unseren Schreibstuben. Danke, dass Sie mein wichtigster Lehrmeister im Leben waren.

– Claudia Tödtmann, 9. Lehrgang

Es war mir unmöglich, Wolf Schneider gern zu haben. Dazu hat er zu vieles gesagt, das ich unerträglich fand, und war zu oft verletzend im Ton. Riesig aber sind mein Respekt für sein Lebenswerk und meine Dankbarkeit für das, was er mir gegeben hat: erstens das Fundament meines beruflichen Handwerks, zweitens knackige Sätze, mit denen ich es seit Jahren weitergebe. Drittens war und ist er ein starkes Vorbild, wenn ich mich mit unbequemen Meinungen in den Wind stelle.

– Wener Hinzpeter, 17. Lehrgang

Denke ich an Wolf Schneider, habe ich einen Schmied aus dem Mittelalter vor Augen: Der schweißgebadet ohne Unterlass auf die Klinge hämmert, nur damit sie noch ein ganz klein wenig schärfer wird. Ich bin ihm für seine Mühen unendlich dankbar, denn sie haben mir ein wunderbares Leben als Autor ermöglicht.

– Holger Wittekindt, 16. Lehrgang

Danke für das journalistische Handwerkszeug, danke für Ermutigung an beruflichen Klippen, danke für die Erinnerungen an eine Schulzeit, die zeitweise Züge eines „Fliegenden Klassenzimmers“ hatte. Ich werde Sie nicht vergessen, lieber Wolf Schneider.

– Ulrike Grünrock-Kern, 7. Lehrgang

Wolf Schneider feiert seinen 85. Geburtstag im La Villa in Starnberg: Weil wir nicht zu spät kommen wollen, kommen wir viel zu früh – und sind die ersten Gäste. Die Sonne strahlt, der See glitzert, Wolf Schneider wartet vergnügt vor dem Bootshaus neben einem Tisch mit bunten Luftballons. Lilo wuselt irgendwo im Hintergrund. Als wir auf ihn zukommen, winkt er mit beiden Armen und lacht. Wenn ich heute an Wolf Schneider denke, habe ich diese Szene im Kopf. Danke für alles!

– Heike Cobanli, geb. Kottmann, 31. Lehrgang

Nachrufe müssen zu mindestens 51 Prozent positiv sein – nun, denn: Wolf Schneider war ein Menschenschleifer, seine Pädagogik bestand daraus, uns das Rückgrat zu brechen, um uns nach seinem Vorbild wieder aufzubauen. Sein Verständnis von Linguistik war antiquiert und fragwürdig, um das Mindeste zu sagen. Nach heutigen Maßstäben war er definitiv ein „Alter Weißer Mann“, vor allem, was seine Ansichten über Frauen angeht.

Und doch habe ich unter seiner Knute mehr gelernt, als von allen anderen und für mein Selbstbewusstsein und meinen Weg als Journalist und Autor hat er das Fundament gelegt. Als offen schwuler Schüler habe ich von ihm niemals Diskriminierung, sondern Zuspruch erfahren und er ermunterte mich, meinen Traum vom eigenen Lifestyle-Magazins für die Zielgruppe zu verwirklichen. Bemerkenswert für einen Mann Jahrgang 1925!

Sind wir schon bei 51 Prozent? Falls nicht, dann gilt ab sofort: Wenn sie nach dem dritten Synonym für „Wolf Schneider“ suchen, wird es Zeit, ihren Nachruf auf „Wolf Schneider“ zu beenden.

– Dirk Ludigs, 15. Lehrgang

Er war ein großartiger Lehrer. Und warmherzig, sensibel und aufrecht. Sorry für die Adjektive, Wolf Schneider, ich vermisse Sie. Dass Ihnen der letzte Schicksalsschlag nicht erspart wurde, macht mich sehr traurig.

– Uta van Steen, 3. Lehrgang

Saß da, vor 37 Jahren. Und dann das. Wir mussten Reden, er nannte sie gequirlte Scheiße, in einer Stunde zur Nachricht umschreiben. Las später, am Rand: Käse, Aua, Bäh. Meister, das müssen Sie lernen. Schwitzte vor Ehrfurcht, stöhnte vor Angst, meist hielt ich die Klappe. Hörte ständig, Gründe seien die Pest.

Später, vor Gericht. Sollte vom 43. Verhandlungstag des Prozesses um die Hitler-Tagebücher berichten. Kujau und Heidemann waren da, ich schrieb: Langeweile, es riecht nach Routine. Hinten lümmeln sich ein paar Journalisten in der letzten Bank rum. Schneider kritzelte. Rotstift, wie immer: Wirklich? Wie unbeliebt wollen Sie sich denn noch machen?

Was für ein Leben, es ist zu Ende. Mache ihm eine Kerze an. Schmökere stolz in seinen Flüchen. Keine Ahnung, ob ihm das gefiele. Mein Mitgefühl gilt der Familie. Erst kürzlich starb sein Sohn, am Berg. Steht der Sprachpapst jetzt vorm Himmelstor und jemand ruft: Herein, wenns kein Schneider ist? Wehe!

– Michael Schophaus, 5. Lehrgang

Nie werde ich den ersten Tag vergessen, als wir im Stubbenhuk die Treppe mit bangem Gefühl erstiegen. Oben am Absatz vor der Tür zum Schultrakt empfing uns Wolf Schneider, hoch aufrecht, mit freundlichem Lächeln, Händedruck und sprach jeden Einzelnen von uns 18 mit vollem Namen an: „Herzlich Willkommen, Herr (rsp Frau) …!“. Obwohl er uns lange zuvor nur einmal kurz gesehen hatte, im Aufnahmegespräch. Er muss tagelang anhand der Bewerbungsfotos die Namen geübt haben. Bevor er uns quälte, hat er sich gequält.

So war er – ein Meister in jeder Hinsicht. Mit Brillanz, Härte, Ausdauer, Hingabe und – gut versteckt – gar so etwas wie Liebe für seine Schüler. Ich habe ihn danach nie mehr getroffen. Aber er war in meinem Leben immer präsent, und er wird es bleiben.

– Christian Andresen, 16. Lehrgang

Es ist schon bemerkenswert, wie sehr mich der Tod eines Menschen trifft, mit dem ich nur 18 Monate meines mittlerweile 61-jährigen Lebens, verbracht habe. Die allerdings extrem intensiv.
Ein streitbarer Mensch, dessen Worte immer messerscharf waren, aber er war auch – zumindest mir gegenüber – immer ehrlich, gerecht. Das hat oft geschmerzt und mich am Berufsziel Journalistin zweifeln lassen.
Nicht aufgeben, das kannte ich als Leistungssportlerin schon zur Genüge, aber durch Wolf Schneider wurde der Begriff „Einsatz“ für mich nochmal auf eine neue Ebene gehoben.
Ich verehre ihn und habe ihm journalistisch alles und menschlich sehr viel zu verdanken. Davon habe ich auch all meinen Volos und Praktikanten ein Stück mitgeben können.

Cordt Schnibbens Vorschlag, die HNS in Wolf-Schneider-Journalistenschule umzubenennen, finde ich großartig und das würde Wolf Schneiders Arbeit, seine Auswirkungen auf uns alle und den Journalismus auf treffende Art würdigen.

– Ute Kamphausen, 9. Lehrgang

Ohne Wolf Schneider würde ich mehr blumige, ausschmückende, poetische, überflüssige Adjektive schreiben. Ich würde, und zwar aus vielen stets gründlich begründeten Gründen, mehr Gründe nennen und weniger tun, um die Pest zu bewältigen. Ich würde viel mehr Leser verlieren, ohne zu wissen warum. (Sind Sie noch da?) Bei der Wahl zwischen zwei Jobangeboten hätte ich mein Hirn zermartert, statt mich auf seinen Rat in einen Ohrensessel zu setzen und mich einfach zu freuen. Ich würde viel mehr Sätze wie diese schreiben, die weder bei Goethe noch in der Bildzeitung stehen könnten.
Schon für all das sollte ich gefälligst überlaufen vor Dankbarkeit. Aber über allem steht mir sein Charisma und seine im Guten wie Harten viel mehr väterliche als dienstliche Fürsorge, in den eineinhalb Jahren und noch oft danach. Neben allen Lehrerzwergen war er der Gigant.

– Roland Stimpel, 5. Lehrgang

Respekt vor seiner Lebensleistung. Dank für seine „unverbesserliche Besserwisserei“. Wut auf das Schicksal, das ihm vor wenigen Wochen seinen Sohn Curt genommen hat.

– Johanna Stadler, 6. Lehrgang

Ich war eine beleidigte Schülerin. Vermutlich weil ich – Ende Zwanzig – gewohnt war, dass andere mich mochten. Nicht so Wolf Schneider: Ich gehörte nicht zu den Frauen, in deren journalistische Laufbahn er viel Hoffnung setzte. Ich lief komplett unter seinem Radar – dachte ich. Bis ich einmal zu ihm in den Fahrstuhl stieg – das war Jahre später, zufällig, in einem Hotel. Wie aus der Pistole geschossen konfrontierte er mich mit meinem Namen und Details meiner Karriere. Es entspann sich ein sehr versöhnliches und persönliches Gespräch. Seither weiß ich: Lieber Wolf Schneider, Sie waren am Werden eines jeden einzelnen Ihrer Schüler*innen interessiert, waren ein verbindlicher, zugewandter Mensch. Von welchem Lehrer kann man das schon behaupten?

– Bettina Wündrich, 9. Lehrgang

Wolf Schneider: Seinen bunten Sätzen wie „Was soll mich daran interessieren?“ oder „Ist doch alles leeres Stroh!“ haben aus mir eine Autorin gemacht. Sein Meißeln am Charakter, sein Hämmern am Selbstbewusstsein, sein Bohren in Wunden der Unzulänglichkeiten hat echt weh getan. Aber, tja – man ist daraus irgendwann wohl geformt und gewachsen hervorgegangen. Und damit wuchs auch über Jahrzehnte das Danke im Herzen an diesen einzigartigen Lehrer.

 

– Marion Grillparzer, 9. Lehrgang

Zählt die Absicht oder der Erfolg? Sie meinten felsenfest: nur der Erfolg. Ich wollte auch die Absicht gelten lassen. Mittlerweile bin ich Ihrer Meinung näher gerückt. Auf jeden Fall haben mich auch nach dem Ende des Lehrgangs Briefe von Ihnen mit Zeitungsausschnitten zu dem Thema erreicht. Keiner von uns war Ihnen egal. Niemandem haben Sie trotz aller harten Kritik das Gefühl gegeben, ein Versager zu sein. Es hat Spaß gemacht, Ihnen zuzuhören und mit Ihnen zu streiten. Möge der Himmel Ihnen nicht langweilig werden und Gott Sie selig haben. Wahrscheinlich redigieren Sie gerade in mehreren Farben und mit vielen Kraftausdrücken das Neue Testament.

– Wolfgang Wodtke, 4. Lehrgang

Lieber Wolf Schneider, Ihr Buch „Deutsch für Profis“, das Sie mir mit der Widmung „Zur Vervollständigung“ geschenkt haben, ist in St. Petersburg geblieben. Da, wo mein Zuhause ist und wo ich vor vielen Jahren beschlossen habe, Journalist zu werden. Doch das russische Experiment mit der Pressefreiheit ist inzwischen gescheitert, für Absolventen der westlichen Journalistenschulen ist der Arbeitsmarkt in meiner Heimat eher schlecht, also bin ich in die freie Welt gezogen, wo ich einen guten Job habe und frei denken (und schreiben) kann.
Ohne Sie, ohne Ihre Bücher und ohne Journalistenschule wäre das alles wohl kaum möglich gewesen. Herzlichen Dank.

– Vladimir Esipov, 28. Lehrgang

Joseph Beuys hielt er für einen Scharlatan und den gesamten Kunstbetrieb für korrupt. Dass ich ausgerechnet über Kunst schreiben wollte, versuchte Wolf Schneider mir auszureden. Aber als er merkte, wie ernst ich es meinte, unterstützte er mich und half mir, meinen Weg zu finden. Dafür und für all seine Korrekturen in Rot, Blau und Grün bin ich ihm sehr dankbar. Letztes Jahr wollte ich ihn in Starnberg besuchen. Es gab schon einen Termin, aber dann sagte er ab: „Ich möchte nicht, dass Sie mich in diesem Zustand sehen.“ So bleibt er mir in Erinnerung als stolzer, strenger, sehr korrekter Mensch, den man immer um Rat fragen konnte und der ein überraschend weiches Herz hatte. Ich bin traurig, dass er nicht mehr da ist.

– Anja Lösel, 4. Lehrgang

Ach, Wolf Schneider,spontan fällt mir das Wort „gesellig“ ein. Genau das waren Sie nie! Nicht bei unserem Treffen auf Mallorca (jawohl, ich durfte Sie besuchen!). Nicht in Starnberg. Aber interessiert waren Sie immer. Sie hörten zu, Sie fragten nach, Sie wollten wissen. Ein lockeres Gespräch über das Wetter, über Urlaub oder Haustiere wäre zu banal gewesen. Gesellig wollten Sie nie sein.

Lustig war es auf Mallorca trotzdem. „Man kann nicht verhindern, dass man alt wird. Man kann aber verhindern, dass es bei schlechtem Wetter geschieht“ hatten sie verkündet und waren in den Süden gezogen. Dort (so schien es mir zumindest) fehlte etwas, was viel wichtiger ist als Sonne: interessante Gesprächspartner (Stichwort: sich vermehrende Katzen). Und schnell waren Sie zurück: Auch Wolf Schneider kann irren!

In meiner Praxis hängt eine Nachrichtenübung. Ihr Fazit: „Schriftlich sind Sie ein sperrigerer Gegenstand, als man mündlich vermuten würde.“ Beides richtig: Heute mache ich viel Radio.
Sie waren mein ungeduldigster Lehrer – vielen Dank dafür.

– Magnus Heier, 15. Lehrgang

Danke für alles!

– Dagmar Gassen, 13. Lehrgang